Projekt Old meets young

Old meets young

Das Projekt „Old meets Young“ zeigt, wie verschiedene Generationen voneinander profitieren.
Was Elisabeth Reifeis und Dana Ast beweisen.

Ein Grinsen kann sich Dana Ast nicht verkneifen. Mit neugierigen Blicken verfolgt die 15-Jährige die Spielzüge von Elisabeth Reifeis, die zum Würfel greift und freudig die Faust ballt, als darauf endlich die sechs Augen erscheinen. „Jetzt aber!“, ruft die Seniorin, die regelrecht zu strahlen beginnt, als sie die Holzfigur der Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Maxiversion packt und das rote Männchen beherzt vor ihr Haus setzt. Momente wie diese sind es, die Dana Ast zeigen, dass sie mit ihrer Anwesenheit Freude auslöst. Und die ihr zeigen, dass sich eine Teilnahme am Projekt „Old meets Young“ auf jeden Fall lohnt. Weil unterschiedliche Generationen dabei voneinander profitieren können.

Zusammenarbeit von St. Elisabeth und Erich Kästner-Schule

Zertifikat des Kultusministeriums

Das Projekt „Old meets Young“ wurde 2002 von der Erich Kästner-Schule und dem Altenpflegeheim St. Elisabeth ins Leben gerufen, um verschiedene Generationen zusammenzuführen, das gesellschaftliche Miteinander zu stärken und Generationen dazu zu animieren, miteinander Zeit zu verbringen und voneinander zu lernen.

Eine Teilnahme am Projekt ist EKS-Schülern ab der Klassenstufe 8 möglich, die Teilnahme ist freiwillig.

Unterstützt werden die Schüler bei ihren regelmäßigen Besuchen von Wilma Ofenloch, Marlies Batzel und Christina Kilian, die als ehrenamtliche Betreuerinnen im Haus aktiv sind.

Das Engagement der Schüler wird mit einem Zertifikat des Hessischen Kultusministeriums gewürdigt, das die Jugendlichen am Ende des (zunächst) auf ein Jahr angesetzten Projektes von den Verantwortlichen überreicht bekommen.

In dieser Woche startet das Projekt für insgesamt zwölf neue Schüler. (vjo)

„Old meets Young“ wurde 2002 ins Leben gerufen. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Altenpflegeheim St. Elisabeth und der Erich Kästner-Schule (EKS), in dessen Rahmen Schüler einmal pro Woche freiwillig für eine Stunde ins Seniorenheim kommen, um Zeit mit den Bewohnern zu verbringen. „Zeit, von der alle Beteiligten etwas haben“, betont die Projektverantwortliche Birgit Mascetta, die von Ast und Reifeis zustimmende Blicke erntet.

„Ich habe nur noch eine Nichte. Da ist nicht mehr viel Verwandtschaft übrig geblieben, die mich regelmäßig besuchen kann“, erzählt Reifeis. Über die regelmäßigen Besuche der Jugendlichen freut sich die 86-Jährige daher umso mehr. „Sie bringen frischen Wind ins Haus, sind allesamt höflich und wohl erzogen“, sagt die Seniorin. Am liebsten spielt sie Bingo. „Das ist immer so spannend, wenn die Zahlen aufgerufen werden. Und ein bisschen mitdenken muss man auch – da ist Grips gefordert.“ Aber auch an allen anderen Beschäftigungen, denen die Senioren mit den EKS-Schülern nachgehen, findet die 86-Jährige großen Gefallen. Egal, ob Gesellschaftsspiel, Bastelaktion, Spaziergang oder ein lockerer Plausch bei Kaffee und Kuchen: „Uns fällt immer etwas ein, das Abwechslung und Spaß bringt“, betont Reifeis, die seit fast zwei Jahren in St. Elisabeth lebt.

Spaß bringen die Besuche auch Dana Ast. Sie nimmt seit über einem Jahr an dem Projekt teil und hat infolgedessen kürzlich sogar ein Praktikum in St. Elisabeth absolviert. „Keine Seltenheit“, wie Birgit Mascetta betont, „die Schüler profitieren von dem Projekt nämlich in erster Linie auch, was die berufliche Orientierung angeht.“ So sind im Altenpflegeheim mittlerweile mehrere Mitarbeiter beschäftigt, die in der Vergangenheit am Generationenprojekt teilgenommen haben – im Bereich der Pflege, aber auch im Bereich der Verwaltung und der Pflegewissenschaft. „Auch viele Praktikums- oder FSJ-Stellen werden bei uns im Anschluss an das Projekt angefragt. Weil es hier einfach möglich ist, in das soziale Berufsfeld hineinzuschnuppern.“

Nicht ganz unwichtig, wie Mascetta betont. Vor allem in der Pflegebranche werden händeringend neue Fachkräfte gesucht, der Beruf gilt aufgrund seiner Anforderungen und der schlechten Bezahlung nicht gerade als Traumjob für Jugendliche, die gerade die Schule beenden. „Wir müssen schauen, dass wir junge Menschen an dieses Berufsfeld heranführen. Menschen, die aber auch die nötige Ausdauer dazu mitbringen“, erklärt die Leiterin der Sozialstation.

Ein weiterer Vorteil des Projektes, wie Mascetta findet. Denn wer sich darauf einlässt, Zeit mit zunächst fremden, älteren Menschen zu verbringen, der stärkt auch seine sozialen Kompetenzen. „Die Schüler lernen, sich auf andere Menschen einzustellen, im Team zu arbeiten, Ängste abzubauen.“ Fähigkeiten, die in jedem Job gefragt sind. Aber auch Hintergrundwissen wird während der Treffen vermittelt, Wissenswertes, was beispielsweise rechtliche oder gesundheitliche Aspekte angeht.

Auch Dana Ast hat die Zeit im Altenheim beeinflusst. „Ich weiß jetzt, dass ich auf jeden Fall im sozialen Bereich arbeiten möchte“, erklärt die Zehntklässlerin, die plant, nach ihrem Abschluss im nächsten Jahr eine Ausbildung als Erzieherin zu beginnen. Aber auch die Zeit mit den Senioren genießt sie nach wie vor. „Jeder Bewohner ist anders. Viele erzählen gerne von früher, wie sie durch den Krieg gekommen sind. Das ist wirklich interessant“, berichtet die 15-Jährige, die vor dem Projektstart bereits regelmäßig ihren Opa in St. Elisabeth besucht hatte. „Wenn ich hier rausgehe, dann habe ich immer das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben“, sagt die Schülerin, „und weil es meistens auch lustig ist, habe ich auch mir selbst etwas Gutes getan.“

Erfahrungen, die andere Schüler bestätigen können – und dadurch die anderen anstecken. „Es gab Jahre, da hatten wir über 40 Schüler, die sich für das Projekt gemeldet hatten. Das war dann allerdings fast schon ein bisschen zu viel des Guten, weshalb wir die Teilnehmerzahl in diesem Jahr erstmals begrenzt haben“, gesteht die Leiterin der Sozialstation.

Jugendliche und Bewohner sollen Bindung aufbauen

Die einräumt, dass nicht immer jeder Jugendliche mit der gleichen Ausdauer bei der Sache ist. „Wenn einer letztendlich nur noch einmal im Monat vorbeikommt, dann ist das natürlich nicht wirklich optimal. Wir wollen schließlich, dass Jugendliche und Senioren eine Beziehung zueinander aufbauen können“, sagt Mascetta, „einige übernehmen sich dann schon, wenn sie denken, dass sie Schule, Sport und alles andere unter einen Hut bekommen können.“

Diejenigen, die regelmäßig kommen, wissen allerdings, was sie an den Treffen mit den älteren Menschen haben. „Da sind bei uns schon richtige Freundschaften entstanden“, erzählt die Leiterin der Sozialstation. „Es gibt einige Jugendliche, die noch über das Projekt hinaus Kontakt zu den Bewohnern unseres Heims halten – und das über einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren.“