An der EKS werden die Romane des Namensgebers gelesen

Romane

Von Oliver Lohmann (BÜZ, März 2019)

Erich Kästner hätte kürzlich seinen 120. Geburtstag gehabt.
An der Bürstädter Erich Kästner-Schule fühlt man sich verpflichtet, die Werke des Schriftstellers in Ehren zu halten.

Seinen 120. Geburtstag kann leider niemand feiern – auch nicht der berühmte Schriftsteller Erich Kästner. Doch er lebt weiter in seinen vielen Büchern und in Einrichtungen, die nach ihm benannt wurden. Eine davon ist die Erich Kästner-Schule (EKS) in Bürstadt. Dort sind die Werke des unvergessenen Autors Pflichtlektüre im Unterricht. Doch haben die Schüler ein Interesse an den Büchern „Das doppelte Lottchen“ oder „Emil und die Detektive“?

Eine Geburtstagsfeier für Erich Kästner gab es an der EKS nicht. Aber der Name der Schule ist Verpflichtung. „Im Gymnasialbereich ist Kästner ab der fünften Klasse Thema, bei den Realschülern ab der sechsten Klasse“, erklärt Deutsch-Lehrkraft Anette Weiß. Meist läsen die Kinder „Pünktchen und Anton“, „Das doppelte Lottchen“ und „Das fliegende Klassenzimmer“. Die Inhalte von Kästners Romanen, die in der ersten Hälfte der 1930er und Ende der 1940er Jahre entstanden, seien noch immer zeitgemäß. „Sprachlich brauchen die heutigen Schüler allerdings etwas Unterstützung. Denn Begriffe wie Pauker für Lehrer oder Sextaner für Fünftklässler sind ihnen nicht geläufig“, hat Weiß festgestellt. Und kommen die Kästner-Romane bei der heutigen Schülergeneration an? „Ja, man muss aber den Bezug zur Realität der Kinder heute herstellen. Dann verstehen die Schüler, was uns Kästner mit seinen Büchern sagen wollte“, urteilt Weiß, die seit zehn Jahren an der EKS unterrichtet. Als Höhepunkt der Kästner-Unterrichtseinheit dürfen die Kinder die Verfilmung des gelesenen Buches anschauen. „Danach vergleichen wir Buch und Film miteinander.“

Anette Weiß ist sich sicher, dass diejenigen, die auf den Geschmack gekommen sind, auch weitere Werke des 1899 in Dresden geborenen Schriftstellers lesen. Aber die Deutsch-Lehrerin hat festgestellt, dass die Lesemotivation in den vergangenen Jahren abgenommen hat. Um die jungen Menschen wieder fürs Gedruckte zu begeistern, hat Weiß an der EKS das Leseförderprogramm „Antolin“ eingeführt. Dabei muss der Schüler Fragen zu Büchern beantworten – den Besten winken Preise. „Es ist wichtig, dass Kinder gut und gerne lesen.“

Anna-Maria Hendrich von der EKS-Mediothek bestätigt, dass viele Schüler bei „Antolin“ mitmachen: „Sie kommen in der Pause an den PC in der Mediothek, um Fragen zu beantworten.“ Nicht ganz so häufig kommen sie hingegen, um Bücher oder Filme von Erich Kästner auszuleihen, versichert Hendrich. Auswahl gibt es zur Genüge: so einige Romane, die gesammelten Werke und auch mehrere Filme. „Unsere Mediothek ist gut sortiert, wir haben insgesamt etwas über 10 000 Titel im Angebot“, sagt Hendrich, die noch von mehreren ehrenamtlichen Helferinnen in der Mediothek unterstützt wird. Ständig gebe es neue Literatur in der Mediothek, auch dank der finanziellen Unterstützung durch den Schulförderverein.

Die jungen Leute griffen indes eher zu Fantasy-Romanen und Manga-Comics als zu Kästner. Gefragt seien auch Sachbücher aus den Bereichen Natur- und Länderkunde sowie Geschichte, in der Regel, um sich auf den Unterricht vorzubereiten. Mädchen interessierten sich vor allem für Romane, die auf sie zugeschnitten sind. Buben hingegen fragten nach Büchern über Computerspiele. Immer noch beliebt: die Jugendroman-Reihe „Harry Potter“ als gedrucktes Werk wie als Hörbuch und das „Guiness Buch der Rekorde“.

Die „Herrin der Bücher“ ist aber zufrieden: Die Mediothek sei ein beliebter Anlaufpunkt. Manche wollen die Pause an einem angenehmen Ort zu verbringen, andere machen Spiele, die man hier ausleihen kann, und wieder andere werfen Blicke in die vorhandenen Schmöker. „Die Ausleihzahlen steigen immer, wenn es im Deutschunterricht Buchprojekte gibt“, weiß Hendrich. Ursprünglich war die Mediothek auch für die Öffentlichkeit offen – doch dieses Angebot wurde von den Bürstädtern kaum genutzt.

Ein paar Romane und Filme gibt es auch an der Katholischen Öffentlichen Bücherei, wie ein Blick in den Katalog verrät. Aber die Erinnerung an Erich Kästner muss ja vor allem die EKS hochhalten, und das wird sie sicher auch weiter tun. Schulleiterin Stephanie Dekker schwört auf ein Zitat Kästners: „Mut ohne Klugheit ist Unfug und Klugheit ohne Mut ist Quatsch!“ Kästner lesen fördert zweifelsohne die Klugheit.